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Interview mit Caroline Eder
Geschäftsführerin des Bayerischen Verbandes für Sicherheit in der Wirtschaft e. V. (BVSW)

ZU MEINER PERSON: In meiner Zeit als (gelernte) Industriekauffrau habe ich u. a. bei einer Großbrauerei diverse Veranstaltungen bis hin zu Aktionärsversammlungen organisiert. Die Veranstaltungssicherheit faszinierte mich so sehr, dass ich mich intensiver mit dem Thema befasst habe und feststellen konnte, dass die Sicherheit eine sehr vielschichtige Branche ist. Nach einer Zertifizierung zum Security Manager bin ich seit nunmehr 8 Jahren beim BVSW tätig.
Interview mit Caroline Eder (SICHERHEIT. Das Fachmagazin.)
LIEBE FRAU EDER, VIELEN DANK, DASS SIE SICH DIE ZEIT FÜR EIN INTERVIEW NEHMEN. SIE SIND BEIM BVSW ALS GESCHÄFTSFÜHRERIN TÄTIG. WAS GENAU IST DER BVSW UND WIE SEHEN SIE IHRE AUFGABE ALS „BOTSCHAFTERIN DER SICHERHEIT“?
Der BVSW besteht seit über 40 Jahren, er wurde 1976 von namhaften bayerischen Unternehmen gegründet mit dem Ziel, sich regelmäßig über aktuelle Sicherheitsthemen auszutauschen, um Schaden von der Wirtschaft abzuwenden. Durch die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen sowie den immer schnelleren technologischen Wandel ist das Thema Sicherheit heute aktueller denn je. Unternehmen müssen dazu übergehen, ganzheitliche Sicherheitskonzepte zu entwickeln. Mein Ziel als Geschäftsführerin ist es, insbesondere die mittelständischen Unternehmen für das Thema zu sensibilisieren.

MIT DER ENTWICKLUNG GANZHEITLICHER SICHERHEITSKONZEPTE MEINEN SIE …?
Für ein ganzheitliches, vollumfassendes Sicherheitskonzept sind alle Akteure idealerweise bereits an der Planung beteiligt. Darüber hinaus müssen sich alle Abteilungen, die zum Schutz des Unternehmens beitragen, permanent miteinander austauschen. Bauliche, technische und versicherungsrelevante Maßnahmen müssen mit der organisatorischen Unternehmenssicherheit und natürlich auch mit der IT-Abteilung abgestimmt sein, um zusammen die Sicherheit des Unternehmens gemäß den definierten Schutzzielen gewährleisten zu können.

WELCHE ZIELE VERFOLGT DER VERBAND UND WIE GESTALTEN SIE DEN WEG DAHIN?
Wir vertreten die Interessen unserer Mitglieder gegenüber Behörden, Ministerien, Verbänden und Organisationen und setzen dabei auf eine gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Partnern. Ein Beispiel für den intensiven Austausch ist die erweiterte Kooperationsvereinbarung zwischen der Bayerischen Polizei und der Sicherheitswirtschaft in Bayern, die auf Grund der Bemühungen des BVSW und des BDSW (Bundesverband der Sicherheitswirtschaft e. V.) zustande kam und mittlerweile für ganz Bayern gilt. Wie bereits erwähnt, ist es uns wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Sicherheit ein zentrales Thema für jedes Unternehmen ist. Wir bieten deshalb ein weit gefächertes Schulungsangebot, das allen Unternehmen, ob mit oder ohne Mitgliedschaft, offensteht. Durch den Austausch in unseren gewachsenen Netzwerken kennen wir die aktuellen Sicherheitsthemen und können mit den entsprechenden Experten bedarfsorientierte Schulungen anbieten. Darüber hinaus veranstalten wir regelmäßig Arbeitskreise, bei denen alle Interessierten die Gelegenheit haben, sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Außerdem bieten wir verschiedene Veranstaltungen, wie beispielsweise den Bayerischen Sicherheitstag, den wir gemeinsam mit dem BDSW veranstalten und unsere sehr erfolgreiche Wintertagung am Spitzingsee, die sich mittlerweile als feste Größe im Veranstaltungskalender etabliert hat.

FÜR MITGLIEDER IST ES IMMER WICHTIG, DASS SIE EINEN KONKRETEN NUTZEN HABEN. WELCHEN MEHRWERT KANN DER BVSW SEINEN MITGLIEDERN BIETEN?
Unsere Mitglieder profitieren von einem starken Netzwerk. Der BVSW ist in unterschiedliche Sparten gegliedert. Neben der Industrie, Banken und Versicherungen sowie den Technikern vertreten wir auch Unternehmen, die Sicherheitsdienstleistungen erbringen oder sich mit IT-Sicherheit befassen. Der BVSW versteht sich als zentraler Ansprechpartner für das gesamte Spektrum an Sicherheitsthemen, dem wir mit fachlicher Expertise begegnen und somit einen Mehrwert an ganzheitlicher Sicherheit schaffen. Sollte es in Mitgliedsunternehmen zu einem Sicherheitsvorfall kommen, können wir schnell und unkompliziert die passenden Behördenkontakte, Spezialisten, Gutachter und Sachverständigen vermitteln. Darüber hinaus gibt es Sonderkonditionen für all unsere Schulungen und Veranstaltungen oder die Möglichkeit der individuellen Konzeption von Unterweisungen.

DIE TÄTIGKEIT DES VERBANDES RICHTET SICH ALSO AN DIE GESAMTE BANDBREITE DER UNTERNEHMEN, VON DER EINZELPERSON BIS ZUM GROSSKONZERN ABER AUCH TECHNIK- UND DIENSTLEISTUNGSUNTERNEHMEN?
Ganz genau. Ein reger Austausch quer über alle Unternehmensformen und Sicherheitsthemen ist wichtig. Daraus ergeben sich immer wieder neue Impulse, von denen jeder profitiert.

ALSO MUSS EIN UNTERNEHMEN SEINEN SITZ NICHT ZWANGSLÄUFIG IN BAYERN HABEN, UM MITGLIED BEIM BVSW ZU WERDEN?
Nein, grundsätzlich kann wirklich jedes Unternehmen beim BVSW Mitglied werden. An unserem Wirtschaftsstandort Bayern sind viele Unternehmen und Weltkonzerne aus unterschiedlichsten Branchen beheimatet, die mit den verschiedensten Sicherheitsbedarfen auf den BVSW zukommen. Wir haben aber beispielsweise auch Mitglieder aus dem deutschsprachigen Ausland.

MIT WELCHEN FRAGEN ODER PROBLEMSTELLUNGEN WERDEN SIE ALS VERBAND HÄUFIG KONFRONTIERT?
Der Fachkräftemangel zählt mit zu den größten Herausforderungen für die Branche. Der BVSW hat deshalb ein umfangreiches Ausbildungsprogramm entwickelt, um dieser Situation entgegenzuwirken. Als Grundqualifikation bieten wir laufend Schulungen zur Vorbereitung auf die Sachkundeprüfung im Bewachungsgewerbe an ebenso wie Seminare zur Geprüften Schutz- und Sicherheitskraft. Beide Schulungen können bis zu 100 % von der Agentur für Arbeit gefördert werden und bereiten die Teilnehmer auf die entsprechende IHK-Prüfung vor. Außerdem haben wir gemeinsam mit der Technischen Hochschule in Deggendorf ein einzigartiges Weiterbildungsangebot in Bayern konzipiert: Mit dem berufsbegleitenden Bachelor-Studiengang „Sicherheitsmanagement“ können sich Mitarbeiter der Sicherheitsbranche für gehobene Tätigkeiten qualifizieren. Das Angebot wird durch die Unternehmen sehr gut angenommen, denn sie können ihre eigenen Mitarbeiter weiterentwickeln. Damit bieten sie den Mitarbeitern eine Perspektive und decken gleichzeitig ihren Personalbedarf.

WAS SIND AUS IHRER SICHT DIE GRÖSSTEN GEFAHREN UND RISIKEN, DENEN UNTERNEHMEN, BEHÖRDEN UND ORGANISATIONEN HEUTZUTAGE GEGENÜBERSTEHEN?
Spionage und organisierte Kriminalität zählen mit zu den größten Sicherheitsrisiken. Um an Informationen und Technologie-Know-How zu gelangen, setzen die Angreifer zunehmend auf Methoden der IT-Kriminalität. Aber auch gezielte Falschinformationen, die insbesondere über die Sozialen Medien verbreitet werden, stellen eine wachsende Gefahr für Unternehmenswerte dar. Insgesamt lässt sich beobachten, dass globale politische und wirtschaftliche Verbindungen an Stabilität verlieren und traditionelle Bündnisse mehr und mehr in Frage stehen. Viele Eckpfeiler der Sicherheit geraten aktuell gleichzeitig ins Wanken und das erfordert besondere Wachsamkeit.

ES IST JA BEKANNTLICH KEIN GEHEIMNIS, DASS DAS THEMA „SICHERHEIT“ IN VIELEN UNTERNEHMEN NOCH EHER EIN „SCHATTENDASEIN“ FÜHRT. WAS SIND AUS IHRER SICHT DIE GRÜNDE HIERFÜR?
Viele Unternehmen hoffen einfach darauf, dass schon nichts passieren wird. Außerdem tragen Investitionen in die Sicherheit von Unternehmen nicht unmittelbar zum wirtschaftlichen Unternehmenserfolg bei. Aus Sicht der Verantwortlichen ist die Sicherheit deshalb oft ein reiner Kostenfaktor. Eine solche Denkweise ist gefährlich und kann Existenzen vernichten!

VIELEN DANK, DASS SIE SICH DIE ZEIT FÜR EIN INTERVIEW GENOMMEN HABEN. WIR FREUEN UNS SCHON SEHR DARAUF, ZUKÜNFTIG NOCH MEHR VON IHNEN UND DEM BVSW BEI SICHERHEIT. DAS FACHMAGAZIN. LESEN ZU DÜRFEN.
Gerne – wir werden Sie regelmäßig über aktuelle Themen informieren. Vielen Dank für Ihr Interesse!
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