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Artikel zum Thema Verhaltensempfehlungen bei Brandanschlägen
Verhaltensempfehlungen bei Brandanschlägen
Brandanschläge, ob in Deutschland oder anderen Teilen der Welt, sind meist politisch motiviert (Vernichtungs- oder Aufmerksamkeitswille) oder durch persönliche Motive veranlasst. Wenn man den Begriff „Brandanschlag“ bei Online-Suchmaschinen eingibt, gelangt man schnell zu der Erkenntnis, dass dies auch in Deutschland ein durchaus übliches Phänomen ist.
Durch den Einsatz von Brandsätzen oder Brandmitteln wird ein Feuer entfacht, welches größtmöglichen Schaden an Gebäuden oder Fahrzeugen anrichten soll. Im Internet kursieren diverse Anleitungen zum Bau von Brandsätzen, die mit Alltagsgegenständen kinderleicht hergestellt werden können. Die Beschädigung benachbarter Objekte oder gar die Verletzung von Personen wird hierbei in Kauf genommen. Doch wie verhält man sich im Falle eines Brandanschlages?
Sollten Sie einen Brandanschlag unverletzt überstanden haben, können Sie sich mit bestimmten Verhaltensweisen optimaler schützen. Denn die Gefahr lauert nicht nur im Moment der Zündung (Druckwelle, umherfliegende Teile, einstürzende Bauteile etc.) sondern insbesondere durch die Rauchentwicklung und die Brandausbreitung (Hitze, Brandgase, Sauerstoffmangel etc.).
Sollte ein Brand festgestellt werden, ist dieser unverzüglich zu melden. Die 112 ist die gängige Rufnummer der Feuerwehr in Europa. Weltweit muss man sich mit den landesspezifischen Nummern der Rettungsdienste entsprechend vertraut machen. Der Sachverhalt ist so genau wie möglich zu schildern und etwaige Rückfragen sind abzuwarten, um den Rettungskräften ein möglichst detailliertes Schadensbild zu liefern.
Dann erst sollte die Rettung von Menschenleben erfolgen. Die noch im Gebäude befindlichen Personen bzw. in der näheren Umgebung anzutreffenden Personen sind zu warnen, indem beispielsweise der Feuermelder oder die akustische Lautsprecheranlage aktiviert wird. Anschließend sollten Personen zur Unterstützung bei der Räumung herangezogen werden (ggf. sind diese im Rahmen eines Räumungskonzeptes bereits als Räumungshelfer benannt).
Hierbei sind die gängigsten Maßnahmen zu beachten:
Ruhe bewahren.
Schließen der Brandschutztüren und Rauchklappen.
Ggf. Betätigen von Notausschaltern (Heizung, Lüftung, Spannungsversorgung).
Geordnetes Verlassen der Gefahrenbereiche.
Keine Benutzung der Fahrstühle.
Registrierung an der Sammelstelle (Sammelplatz).
Das wichtigste Credo lautet Ruhe bewahren, denn Panik und somit Fluchtreaktionen können eine Kette unkontrollierter Ereignisse nach sich ziehen, die zu einer Verschlimmerung des ursprünglichen Schadens führen kann. Insbesondere ängstliche Personen sind zu beruhigen und ggf. zu begleiten. Dies trifft auch auf schutzbedürftige Personen oder Geh- bzw. Sehbehinderte zu.
In jedem Fall erhöht das gebückte Gehen die Chance, bei Bewusstsein zu bleiben, denn Rauch und Hitze steigen nach oben und gefährden die Atmung sowie den Bewusstseinszustand. Bei sehr starker Verrauchung kann es sogar hilfreich sein, sich kriechend am Boden entlang fortzubewegen. Im Idealfall ist ein Stück Stoff parat, welches vor Mund und Nase gehalten werden kann.
EIGENSICHERUNG BEACHTEN
Gerade bei einem Brandanschlag ist es essentiell, auf Eigensicherungsmaßnahmen zu achten. Dies bedeutet, dass die Situation möglichst exakt erfasst werden sollte. Doch in den meisten Fällen ist augenscheinlich nicht ersichtlich, dass es sich um einen Anschlag handelt. Dies liegt nur nahe, wenn es entsprechende Bedrohungen gab oder Augenzeugen den oder die Täter gesehen haben, wie beispielsweise ein Brandsatz geworfen wurde oder kurz vor der Situation ein entsprechender Ausruf kam.
Bei Verdachtsmomenten, die auf einen Brandanschlag hinweisen oder wenn Ihr Instinkt Sie warnt, sollten Sie besonders vorsichtig und umsichtig sein. Es könnten weitere Brandsätze versteckt sein, die mittels Zeitzünder aktiviert werden oder es kann auch eine Bedrohung außerhalb des Gebäudes lauern (Bombe, Waffengewalt etc.).
Beobachten Sie vor dem Verlassen des Gebäudes das Gelände aufmerksam und achten Sie auf Personen oder Gegenstände, die merkwürdig aussehen oder sich verhalten.
Erst danach erfolgt die Brandbekämpfung, die durch örtliche Rettungskräfte unterstützt wird. Hier ist es wichtig auf Anweisungen zu warten, Mitarbeiter und Kollegen zu zählen und zu informieren und in keinem Fall das geschädigte Gebäude zu betreten.
Die hier aufgeführten Handlungsempfehlungen sind in leicht gekürzter Fassung dem Buch „Terrorismus - wie wir uns schützen können“
von Florian Peil entnommen (Murmann Publishers).