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Artikel zum Thema

Raubüberfall: Vorbeugung schützt Personen

Raubüberfall: Effektive Vorbeugung schützt Personen vor unnötigen Schäden

So oder so ähnlich kann es klingen, wenn man Opfer eines Überfalls wird. Das Hauptaugenmerk der Täter liegt bei einem Raubüberfall auf Bargeldbeständen oder besonders lukrativen Wertgegenständen. Allerdings können auch bereits kleinere Dinge und Geldbeträge das Interesse von Gelegenheitstätern wecken. Insbesondere bei gewaltbereiten Tätern kann es im Rahmen eines Raubüberfalls zu dramatischen Folgen wie Verletzungen oder gar Tötungen kommen. Mit dem entsprechenden Sicherheitsbewusstsein sowie dem richtigen Verhalten im Ernstfall können Opfer eines Raubüberfalls aktiv dazu beitragen, den Raubüberfall schnell und „unbeschadet“ zu überstehen.


INFO: Die deutsche Rechtsprechung kennt im Zusammenhang mit einem Raubüberfall lediglich den Begriff „Raub“. Der Wortteil „Überfall“ beschreibt dagegen das plötzliche Eintreten des Ereignisses. Bei einem Raubüberfall geht es vornehmlich darum, einen Ahnungslosen unerwartet und plötzlich anzugreifen, meist mit dem Vorsatz, einen Gegenstand zu erbeuten.


Zwar ist die Zahl von Raubüberfällen auf Banken, Juweliere, Einzelhandelsgeschäfte, Tankstellen, Spielhallen, Geld- und Werttransporte und andere Einrichtungen seit Jahren rückläufig, trotzdem finden sie nach wie vor statt und sind für die Opfer immer eine enorme Belastung. Die Facetten eines Raubüberfalls sowie die Wahl der „Waffen“ können dabei sehr vielfältig sein.

Ob...

  • in den Räumlichkeiten des Arbeitsumfelds (Büro, Tiefgarage, beim Kunden etc.),
  • aufgrund der Tätigkeit (Geld- und Werttransport, Kurier oder Postbote, Juwelier etc.) oder
  • der Person an sich (Führungskraft, Ex-Partner) oder
  • im privaten Umfeld (zuhause, auf der Straße, im Auto, beim Sport, im Kaufhaus etc.),

es kann jeden Menschen zu jeder Zeit und nahezu an jedem Ort treffen!


Insbesondere im beruflichen Umfeld sind Personen bedroht, die mit Wertgegenständen hantieren. Daher wurden in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Mechanismen etabliert, um Raubüberfälle für Täter so unattraktiv wie möglich zu machen.


WELCHE PRÄVENTIONSMASSNAHMEN SOLLTEN UMGESETZT WERDEN?

Grundsätzlich sollte es eine genaue (Prozess-)Analyse der potenziellen Gefahren und „angenommenen“ Übergriffsmöglichkeiten geben. Anhand dessen lassen sich gezielt Sicherheitsmaßnahmen auf allen Ebenen (baulich, technisch, organisatorisch und personell) ansetzen und Personen mit Gefahrenpotenzial identifizieren, die dann wiederum mit geeigneten Schulungsmaßnahmen „vorbereitet“ werden. Insbesondere das Zusammenspiel der Prozesse und der technischen Sicherheitseinrichtungen muss eruiert und gf. nachgebessert werden. Der Teufel steckt hier im Detail, da einzelne Aspekte nicht von Anfang bis Ende detailliert durchdacht werden.


TIPP: Maßnahmen, die vor, während und nach einem Überfall ergriffen werden können, lassen sich individuell - unterstützt durch eine fachkundige Stelle - auf jede Räumlichkeit abstimmen. Opfer können mit dem richtigen Verhalten dazu beitragen, den Raubüberfall bestmöglich zu überstehen und schnell zu beenden.


Grundsätzlich kann man Überfällen zwar vorbeugen, aber komplett verhindern lassen sie sich nicht. Daher ist es umso wichtiger, die Betroffenen im Vorfeld adäquat darauf vorzubereiten, damit diese eine gewisse Handlungssicherheit und psychische Stabilität in Bezug auf dieses Thema erlangen.


Sicherheitszeitschrift SICHERHEIT. Das Fachmagazin. (ePaper)

Eine mögliche Sicherheitsstrategie zum Schutz von Beschäftigten, Kunden und Dritten kann beispielsweise u. a. aus den folgenden 11 PRÄVENTIONSMASSNAHMEN bestehen:

  1. Geschäftsräumlichkeiten und Wege dorthin hell und übersichtlich gestalten.
  2. Ein- und Ausgänge mit einer hellen Außenbeleuchtung ausstatten und so ausgestalten, dass ein Blick nach außen möglich ist.
  3. Vermeiden Sie den alleinigen Aufenthalt im Außenbereich.
  4. Der Umgang mit Wertgegenständen sollte weitestgehend in geschützten Räumlichkeiten durchgeführt werden, die über entsprechende sicherheitstechnische Einrichtungen verfügen (gesicherte Türen und Fenster, Bewegungsmelder, Öffnungskontakte, Videokameras, akustische Alarmierungssysteme, stiller Alarm etc.). Ggf. kann es auch hilfreich sein, wenn insbesondere Kassenbereiche von außen eingesehen werden können.
  5. Für die Aufbewahrung empfehlen sich ebenfalls gesicherte Behältnisse/Räumlichkeiten.
  6. Der Transport sollte immer durch autorisiertes und gesondert geschultes Personal erfolgen und überwacht werden. Auch hier gilt: Schauen Sie sich die Abläufe genau an. Oder es sollte zumindest nicht dieselbe Person mit  identischer Kleidung und Behältnissen sein, um den Schein zu wahren.
  7. Zeitliche Abläufe und Fahrtwege sollten nicht durchschaubar sein, sondern willkürlich erfolgen.
  8. Zwei oder mehrere Personen können sich gegenseitig besser schützen als jemand allein.
  9. Vereinbaren Sie Codewörter, die im Ereignisfall von eingeweihten Personen verstanden werden.
  10. Beobachten Sie (insbesondere in kritischen Situationen) Ihre Umgebung genau, um Tatvorbereitungshandlungen oder merkwürdige Umstände zu erkennen. Begeben Sie sich beim kleinsten Anfangsverdacht aus der Situation.
  11. Eine kontinuierliche Sensibilisierung der Beschäftigten in Bezug auf vorhandene sicherheitstechnische Einrichtungen, den sicheren Umgang mit Wertgegenständen sowie das richtige Verhalten bei einem Raubüberfall sind unumgänglich. Dies sollte sich durch alle Berufsgruppen ziehen – nicht nur die oben genannten. Denn auch im Krankenhaus, im Autohaus oder in Unternehmen existieren Bargeld- oder Wertgegenstände.


STRESSSITUATION „RAUBÜBERFALL“

Ein Raubüberfall stellt eine extreme Stresssituation dar, in der jede Person anders reagiert. Von Schockstarre bis zur Hysterie können Personen alle menschlichen Verhaltensweisen zeigen. Sogar falsch verstandener Heldenmut kommt in der Praxis immer wieder vor – und genau dieses Verhalten kann eine Gefahr für Leib und Leben für sich und andere darstellen.


WIE OPFER VON RAUBÜBERFÄLLEN MIT DEM ERLEBNIS WÄHREND UND NACH DER TAT UMGEHEN, BEEINFLUSSEN UNTERSCHIEDLICHE FAKTOREN.

  • Zu den EXTERNEN EINFLUSSFAKTOREN zählt beispielsweise das Maß an Gewalt oder die vermeintliche Gewaltbereitschaft bei der Tatausführung. Kommen Personen zu Schaden oder wird der Betroffene sogar selbst verletzt? Auch die Dauer des Überfalls und der erwartete Erfolg vermehrt den Stress, genau wie die Frage, ob das Opfer allein ist oder sich in einer Gruppe aufhält.
  • Zu den INTERNEN EINFLUSSFAKTOREN zählen die Ressourcen des Einzelnen und seine Strategie, mit der Situation umzugehen: Wer bei einem Raubüberfall optimistisch bleibt und auf einen guten Ausgang hofft, hat bessere Chancen, den Überfall unbeschadet zu überstehen.


Opfer eines Raubüberfalls sollten grundsätzlich nicht in das Geschehen eingreifen und die Gefahr, die vom Täter und der Gesamtsituation ausgeht, niemals unterschätzen. Für Täter ist es wichtig „Herr der Lage“ zu sein. Wer sich dabei in den Weg stellt, ist in dieser Situation ein Feindbild. In einem Gruppengefüge kommen zur eigenen und der Reaktion des Täters auch noch die der anderen Personen hinzu. Hier richtig oder falsch zu reagieren bzw. vorzugehen, kann den generellen Ausgang des Überfalls massiv beeinflussen.


TÄTER KÖNNEN GUT VORBEREITET SEIN UND WISSEN EVENTUELL MEHR ÜBER INTERNE ZUSAMMENHÄNGE ALS IHNEN BEWUSST IST.


Sicherheitszeitschrift SICHERHEIT. Das Fachmagazin. (ePaper)

ES KOMMT ZU EINEM ÜBERFALL

Auch wenn es schwerfällt, heißt es RUHE ZU BEWAHREN! Das oberste Ziel lautet, dass der Täter den Überfallort schnellstmöglich wieder verlässt. Und das wird umso schneller geschehen, je eher der Täter seine Forderung erfüllt sieht – also die Beute erhält – und unbehelligt den Überfallort verlassen kann. Das muss auch das Ziel der Opfer sein, denn je eher der Raubüberfall endet, desto schneller endet die Gefahrensituation und emotionale Belastung. Opfer sollten daher kein Risiko eingehen und sich nicht in Lebensgefahr bringen beispielsweise durch Gegenwehr oder Hilferufe.


In der Phase des Überfalls ist die Gewaltbereitschaft von Tätern i. d. R. extrem hoch. Störungen im Plan wie beispielsweise unerwartete Gegenreaktionen von Opfern können zu Kurzschlussreaktionen führen. Schnell entwickelt sich ein Raubüberfall zur Geiselnahme oder Opfer werden durch die Anwendung extremer Gewalteinwirkung verletzt oder gar getötet.


FLUCHT: CHANCE ODER RISIKO?

Die beste Chance, einem Raubüberfall zu entkommen und Hilfe zu rufen, ist Flucht. Diese ist jedoch meist nur zu Anfang eines Raubüberfalls möglich und sollte nur dann unternommen werden, wenn sie ohne Eigengefährdung möglich ist. Versuchen Sie niemals in Freiheit zu gelangen, indem Sie am Täter vorbeistürmen oder Gegenwehr leisten!


VERMEIDEN SIE PROVOKATIONEN

Verzichten Sie auf Beschimpfungen oder anderweitige Provokationen. Bleiben Sie zurückhaltend. Am besten, Sie sprechen den Täter nicht an, bis er das Wort an Sie richtet. Antworten Sie stets wahrheitsgemäß. Hören Sie genau zu und befolgen Sie die Anweisungen exakt. Machen Sie keine hektischen Bewegungen. Sollten Sie zu einer Handlung aufgefordert werden, kommentieren Sie ruhig, was Sie tun werden. Weisen Sie den Täter auf unerwartete Ereignisse hin, die ihn stören könnten.


ALARMIEREN (110)

Lösen Sie einen Alarm erst aus, wenn dies gefahrlos möglich ist. Sollten Sie über einen Alarmknopf („Überfallmelder“) verfügen, beachten Sie folgendes: Das Auslösen eines hörbaren Alarms verunsichert den Täter und kann ungeplante Reaktionen hervorrufen. Bemerkt der Täter das Auslösen eines stillen Alarms, weil er vielleicht die Bewegung wahrnimmt, bleibt auch dies nicht ohne Folgen.


SITUATION GENAU BEOBACHTEN

Prägen Sie sich so viele Einzelheiten wie möglich ein. Konzentrieren Sie sich bei mehreren Tätern auf eine Person. Das schärft die Wahrnehmung und führt zu einer besseren Täterbeschreibung. Wenn Sie den Täter erkannt haben, lassen Sie sich dies möglichst nicht anmerken.


HELFEN UND UNTERSTÜTZEN

Verlassen Sie nie einen sicheren Bereich, um jemandem zur Hilfe zu kommen. Dies kann zur Eskalation der Situation führen und/oder Sie selbst in Gefahr bringen. Unterstützen Sie andere ggf., indem Sie beispielsweise beruhigend auf sie einreden. Tun Sie das allerdings nur, wenn dies für Sie ohne Eigengefährdung möglich ist. Dies gilt auch für die Hilfe von Verletzten.


Denken Sie stets daran: Sachwerte sind ersetzbar, Leben, Gesundheit und das eigene Wohlergehen nicht!


VERHALTENSTIPPS NACH EINEM RAUBÜBERFALL

  1. Alarmieren Sie sofort die Polizei unter 110 und erstatten Sie Anzeige. Wenn vorhanden, auch über den „stillen“ Alarm. Die Polizei informiert zudem den Rettungsdienst.
  2. Wenn möglich, geben Sie der Polizei eine kurze Beschreibung des Täters, des möglichen Fluchtfahrzeugs und der Fluchtrichtung.
  3. Stellen Sie sich dem Täter nicht in den Weg und verfolgen Sie ihn nicht.
  4. Leisten Sie Erste-Hilfe bei Verletzten.
  5. Berühren oder verändern Sie möglichst nichts und sorgen Sie dafür, dass alle den Tatort („Ort des Geschehens“) verlassen, damit Spuren nicht vernichtet werden.
  6. Lassen Sie eigene Verletzungen von einem Arzt dokumentieren.
  7. Verschließen Sie die Außentüren, nachdem der Täter die Räumlichkeiten verlassen hat.
  8. Warten Sie und alle möglichen Zeugen außerhalb des Tatorts auf die Polizei. Lassen Sie sich auch von etwaigen Zeugen die Namen und Adressen geben.
  9. Notieren/skizzieren Sie Ihre ersten Eindrücke. Vermeiden Sie unnötige Gespräche, damit Ihre Eindrücke von der Tat nicht verwischt werden.
  10. Geben Sie keine Informationen an die Presse weiter – dies erschwert die Fahndung erheblich.

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Für Opfer und Zeugen sowie die betroffenen Unternehmen sind die Folgen eines Raubüberfalls oftmals weitreichend. Zu den wirtschaftlichen Aspekten kommen persönliche Diskrepanzen hinzu. Nicht jedes Opfer oder jeder Zeuge verkraftet einen Überfall gleich gut und ist danach wieder im gleichen Maße belastbar. Jeder nimmt solche belastenden Erlebnisse mit nach Hause und teilt sie im engsten Kreis (Familie, Freunde, Kollegen). Vielen reicht dieser Austausch. Andere hingegen werden die Erinnerung nur schwer los. Obwohl sie unversehrt entkommen sind, drehen sich die Gedanken immer wieder um das Erlebte.


VIELE REPRÄSENTATIVE STUDIEN UND UNTERSUCHUNGEN WEISEN DARAUF HIN, DASS EINE PROFESSIONELLE NACHBETREUUNG SOLCHER EREIGNISSE ZU BESSEREN (HEILUNGS-)ERGEBNISSEN FÜHRT UND EINEM DAUERHAFTEN TRAUMA DADURCH FRÜHZEITIG VORGEBEUGT WIRD.


WAS BEDEUTET EIN RAUBÜBERFALL FÜR UNTERNEHMEN?

Unternehmen erleiden in erster Linie einen finanziellen Verlust. Gegebenenfalls muss auch mit weiteren Folgeeinbußen gerechnet werden, wenn z. B. das Geschäft bzw. die Örtlichkeit für Reparaturarbeiten vorübergehend geschlossen bleibt, Ersatzbeschaffungen erfolgen müssen oder der Tatort noch gesperrt bleibt. Informieren Sie in jedem Fall Ihre Versicherungsgesellschaft.


Nicht selten ist mit einem Raubüberfall auch ein gewisser Image- und Reputationsschaden verbunden – auch wenn dies ggf. nur den Dienstleister in den eigenen Räumen betrifft. Kunden und Besucher könnten sich beispielsweise unsicher fühlen, das Geschäft bzw. die Örtlichkeit aufzusuchen. Jedes Unternehmen, welches beispielsweise eine Kantine betreibt, hat Bargeld, welches zu einer Bank transportiert werden muss. Solche Abläufe – auch wenn Sie von Dienstleistern ausgeführt werden, die wiederum ein anderes Unternehmen damit beauftragen – sollten in das Sicherheitskonzept des Unternehmens einfließen und durch dieses betrachtet werden.


Bei betroffenen Beschäftigten ist mit Ausfallzeiten, verminderter Einsatzbereitschaft oder mitunter sogar einer Kündigung zu rechnen. Um langwierigen Folgen vorzubeugen, benötigen einige von ihnen Abstand zum Vorfall. Andere stürzen sich direkt in die Arbeit, um das Geschehene zu verarbeiten. Als Führungskraft sollten Sie auf beide Gruppen ein Auge haben und diese mit Hilfsangeboten zur psychosozialen Nachsorge unterstützen, um Ihrer Fürsorge- und Sorgfaltspflicht gegenüber Ihren Beschäftigten nachzukommen.


Ein Raubüberfall innerhalb einer Arbeitsstätte ist grundsätzlich ein Arbeitsunfall. Wegen eventueller Spätfolgen sollten Sie daher umgehend die Berufsgenossenschaft informieren. Auf den Webseiten der DGUV und VBG finden sich dazu zahlreiche Vorschriften, Tipps und Lerninhalte.

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