Die Sicherheit am Arbeitsplatz ist kein optionaler Luxus, sondern ein unverzichtbares Gebot. Es geht darum, Gefahren und Risiken nicht nur zu erkennen, sondern ihnen auch angemessen zu begegnen. Die Gewährleistung von (Standort-)Sicherheitsmaßnahmen stützt sich dabei auf vier unerlässliche Säulen:
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Spektrum der Sicherheitsdisziplinen erheblich erweitert. Neben den klassischen Bereichen sind nun beispielsweise auch die Themenfelder Informationssicherheit, Datenschutz, IT-Sicherheit, Spionageabwehr oder Veranstaltungssicherheit von zentraler Bedeutung.
Wird die Standortsicherheit metaphorisch als ein Gebäude betrachtet, so wird deutlich: Schwächelt auch nur eine Säule – sei es durch physische Instabilität, Vernachlässigung oder ein unsolides Fundament –, beeinträchtigt dies unmittelbar die Effektivität des gesamten Sicherheitsgefüges in ihrer Wirksamkeit und Beständigkeit.
DIE SICHERHEITSINFRASTRUKTUR EINES UNTERNEHMENS IST GRUNDSÄTZLICH NUR SO STARK WIE IHR SCHWÄCHSTES GLIED.
BEISPIEL GEFÄLLIG?
Ein anschauliches Beispiel hierfür ist eine Videoüberwachungsanlage, die entlang der Außengrenze eines Geländes installiert ist. Stellen Sie sich vor, eine der Kameras fällt aus – und wochenlang passiert NICHTS.
Warum bleibt dieser kritische Zustand unbemerkt und unbehandelt? Die Kamera kann schließlich mutwillig zerstört worden sein, um eine kriminelle Handlung vorzubereiten oder die Reaktion des Personals zu testen.
Die Gründe hierfür können vielfältig sein und verweisen auf systemische Schwachstellen innerhalb der Sicherheitsinfrastruktur.
Diese Szenarien sind keine Seltenheit, sondern spiegeln die Realität an vielen Standorten wider. Sie verdeutlichen, dass die bloße Installation von Sicherheitstechnik nicht ausreicht.
Sicherheit ist ein umfassendes Gebiet, das nur dann wirksam werden kann, wenn technische Systeme kontinuierlich gewartet sind und einem angemessenen technischen Stand entsprechen, geschultes und sensibilisiertes Personal im Einsatz ist, strukturierte und transparente Prozesse definiert sind und eine aktive Überwachung Hand in Hand agiert.
Fakt ist: Die Integrität der Gebäudeaußengrenze ist nicht mehr gegeben und es sollten andere Sicherheitsmaßnahmen greifen. Hier sind nur einige Beispiele für effektive Reaktionsstrategien bei einer Beeinträchtigung der Gebäudeaußengrenze:
1. Meldung an die verantwortliche Person/Stelle gemäß Handlungsanweisung (Kameradefekt, Kamerasabotage)
2. Einleitung von Erstmaßnahmen:
3. Folgemaßnahmen veranlassen:
DAS VERSTÄNDNIS FÜR SICHERHEITSMASSNAHMEN
Das Beispiel zeigt, die beschriebenen Maßnahmen reflektieren ein tiefgreifendes Verständnis für die Notwendigkeit einer schnellen, effektiven und koordinierten Reaktion auf Sicherheitsvorfälle. Sie stellen sicher, dass trotz der Beeinträchtigung einer Sicherheitskomponente der Schutz des Geländes und seiner Ressourcen durch ein ganzheitliches Sicherheitssystem aufrechterhalten bleibt. Es ist entscheidend, dass diese Schritte nicht nur konzeptionell verstanden, sondern auch regelmäßig durch alle Beteiligten geübt und im Ernstfall konsequent umgesetzt werden.
Dabei spielt es keine Rolle, aus welchen Gründen „Sicherheit“ relevant ist. Das Verständnis und die Implementierung dieser vier Säulen ist entscheidend für jede Organisation, die das Wohl ihrer Belegschaft und der Geschäftstätigkeit sichern möchte. Der Weg zur umfassenden Standortsicherheit beginnt bei der Identifizierung von Schwachstellen und erstreckt sich bis zur Stärkung des Sicherheitsbewusstseins unter den Mitarbeitern. Dieser Pfad führt von traditionellen Schutzmechanismen wie Schlössern bis hin zu hochprofessionellen Tools zur Abwehr von Gefahren und Spionage. Unternehmen, die sich diesen Herausforderungen stellen und aktiv darauf reagieren, minimieren ihre Restrisiken – seien diese durch menschliches Versagen oder externe Bedrohungen bedingt – auf ein absolutes Minimum.
INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT ERFORDERLICH
Sicherheit ist ein facettenreiches Feld, das nur durch das koordinierte Zusammenspiel verschiedener Disziplinen und vieler Abteilungen effektiv im Sinne der Standortsicherheit realisiert werden kann. Dies erfordert eine nahtlose Zusammenarbeit und einen ständigen Dialog zwischen den verschiedenen verantwortlichen Akteuren innerhalb einer Organisation.
Das bedeutet, dass es zwar einen Datenschutzbeauftragten gibt, der für die Wahrung der Datenschutzbelange zuständig ist, jedoch müssen Themen wie Datenschutz im Rahmen des Besuchermanagements, der Zutrittskontrolle oder der Videoüberwachung auch vom Sicherheitsverantwortlichen für Standort- und Unternehmenssicherheit berücksichtigt werden. Während der IT-Leiter oder der Leiter Cybercrime hauptsächlich für die Sicherheit der Informationstechnologie verantwortlich ist, müssen Aspekte wie die Verwendung von USB-Sticks, Smartphones oder Kameras sowie die Verwendung von beispielsweise Warn-Apps ebenfalls in die Überlegungen zur Standortsicherheit einfließen. Hierbei ist eine enge Abstimmung zwischen den IT-Verantwortlichen und den Sicherheitsverantwortlichen essenziell, um eine ganzheitliche Sicherheitsstrategie zu gewährleisten.
Obwohl jede Abteilung ihre eigenen Kompetenzen und Verantwortungsbereiche hat, ist es bei Überschneidungen unerlässlich, einen sinnvollen Konsens im Sinne der Unternehmens- und Standortsicherheit zu finden. Dies erfordert eine offene Kommunikation und Bereitschaft zur Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg.
DIE INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT IST SOMIT DER SCHLÜSSEL ZUR REALISIERUNG EINER UMFASSENDEN STANDORTSICHERHEIT.
Nur mit dieser Vorgehensweise ist es möglich, einen ganzheitlichen Ansatz der Sicherheitsmaßnahmen im Unternehmen herstellen zu können. Sie ermöglicht es, die verschiedenen Sicherheitsaspekte nicht isoliert, sondern in einem größeren Kontext zu betrachten und so eine kohärente und effektive Sicherheitsstrategie zu entwickeln. Denn ein Datenschützer wird sich nicht vorrangig mit dem Besuchermanagement befassen, genauso wenig wie der IT-Leiter vorrangig Richtlinien zur Nutzung von Kameras, USB-Sticks etc. erstellen wird.
Nur durch das gemeinsame Engagement aller beteiligten Disziplinen kann eine robuste, ganzheitliche Sicherheitsarchitektur geschaffen werden, die den vielfältigen Herausforderungen in der heutigen komplexen Sicherheitslandschaft gewachsen ist.
PRAXISTIPP: Wie die Verantwortungsbereiche der einzelnen Themengebiete aufgestellt sind, können Sie ganz einfach eruieren. Hierfür listen Sie alle Sicherheitsaspekte (exemplarisch in der nachstehenden Tabelle zu sehen) auf und definieren die dazugehörigen verantwortlichen Personen. Sie werden recht schnell sehen, dass sämtliche Sicherheitsthemen auf unterschiedlichste Personen/Abteilungen aufgeteilt sind – somit wird es niemals möglich sein, Sicherheit ganzheitlich abzubilden, es sei denn, Sie haben im Vorfeld für alle Themen und Aspekte konkrete Handlungsanweisungen, Richtlinien und Vorgaben geschaffen, an die sich konsequent gehalten wird.
PROAKTIVE RISIKOERMITTLUNG DURCH INTERNE BEFRAGUNG
Viele von Ihnen werden jetzt denken: Die Annahme „Es ist noch nie etwas passiert, also sind wir sicher.“ kann eine trügerische Sicherheitsfalle sein. Denn die Statistiken sprechen da eine ganz andere Sprache!
Tatsächlich ist das Bewusstsein für und das Wissen um vergangene Sicherheitsvorfälle, Verdachtsmomente oder ungewöhnliche Begebenheiten essenziell, um das wahre Sicherheitsniveau einer Organisation zu beurteilen und kontinuierlich verbessern zu können. Eine effektive Methode, um ein umfassendes Bild der Situation zu erhalten, ist die Durchführung einer internen Befragung aller relevanten Abteilungen und Mitarbeiter.
Durch das Sammeln und Auswerten dieser Informationen können Sie ein detailliertes Verständnis für das tatsächliche Sicherheitsniveau Ihrer Organisation entwickeln. Dies ermöglicht es, proaktiv Gefahren und Risiken zu identifizieren und Gegenmaßnahmen einzuleiten, bevor sie sich zu ernsthaften Sicherheitsvorfällen entwickeln. Dies kann z. B. auch zum Anlass genommen werden, ein Vorfallmanagement bzw. ein Hinweisgebersystem aufzubauen, welches fachkundig bewertet wird.
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